Halloween-Maßnahmen für Fortgeschrittene

Nachdem die Invasion der Halloween-Heimsuchenden in den letzten Jahren überhand genommen hat wie die der Stechmücken nach einem Spätsommerregen entschloss ich mich heuer zur drastischen Maßnahmen.

Dem kleinen Nachbarsmädchen, das mich vom Abendessen hochjagte und mir mit piepsiger Stimme den Standardslogan „Süßes oder Saures“ entgegenschleuderte, drückte ich mit den Worten: „Süßes habe ich gerade nicht im Haus, aber Saures ist gar kein Problem“ eine halbe Zitrone in die Hand.

Ich habe noch nie so traurige Kinderaugen gesehen, und als die Kleine fassungslos erst mich, dann die halbe Zitrone ansah und dann ein resignatives „Au weia“ ausstieß, war klar, ihr erster Einsatz als Halloween-Hexe war soeben gewaltig in die Hosen gegangen.

Ich mag kein Halloween, aber ich bin auch kein Zyniker. Das Mädchen hat dann trotzdem noch einen Schokoriegel bekommen.

Als ein über 60jähriger alter Mann weiß ich schließlich, dass sich das Mädchen noch viele Jahrzehnte mit der von mir mitverursachten Klimaerwärmung herumschlagen muss. Da ist ein Schokoriegel für traurige Kinderaugen eine Kompensation, der ich mich als Gutmensch nicht verschließen kann.