Ein grüner Reim zur rechten Zeit, schafft Freude, Spaß und Redezeit.

von Andreas Diebold und Marina Dietz
Neulich benötigte der Abgeordnete Banaszak von den Grünen gerade einmal 20 Sekunden, um sich in Reimform gegen die AfD-Forderung nach einer Abschaffung der CO2-Bepreisung auszusprechen:

„Wer belastet so spät den Bundestag?
Es ist die Fraktion, die keiner mag.
Sie stellt einen Antrag, dem du nicht entkommst.
Wir lehnen ihn ab – ja was denn auch sonst."

Ach, wenn das nur Schule machen würde…

"Wie schön wäre es, wenn im Bundestag,
die langen Reden, die keiner mag,
mit Rüge, Sprechverbot bei Wiederholung
belegt werden könnten - das wär Erholung"!

Dann stellen wir uns nur einmal vor, die Bundestagspräsidentin würde verkünden:

"Mit Endreim nur, sechs Zeilen maximal,
Ob Jambus oder Knittelvers, egal,
Die Redezeit ist optimal zu nutzen
Wer länger redet, muss die Bänke putzen."

Worauf sich Friedrich Merz vom aufgelösten Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch mit den Worten verabschiedet:

"Seht sie an, die Linken.
Tun zum Abschied winken.
Treten zum Büro hinaus.
Letzter macht die Lichter aus."

Der revanchiert sich:

"Wer hat an der Uhr gedreht?
Ist es wirklich schon so spät?
Stimmt es, dass es sein muss?
Ist für heute wirklich Schluss?
Heute ist nicht alle Tage!
Ich komm wieder, äh…"

Zwischenruf aus der Union: Jammerschade!

Aber sie sind ja noch da, die Linken. Nicht als Fraktion, aber als Gruppe, quasi als die Untoten der Legislaturperiode.
Wobei auch die Ampelregierung inzwischen nur noch aus Untoten besteht. Als Finanzminister Lindner mal wieder alle Pläne der Regierung sabotiert, lässt sich Wirtschaftsminister Habeck zu folgender Rede hinreißen:

"Ein Mensch, er nennt sich liberal,
bereitet seinen Freunden Qual.
Lässt sich vom Geldadel hofieren,
tut unsre Nerven strapazieren.
Halt ein damit, das ist mein Rat!
Sonst fliegst du aus dem Bundestag."

Ja, der Habeck. Er hat ein Video zum Nahostkonflikt versendet und wurde dadurch für 15 Minuten berühmt. Danach war er wieder nur berüchtigt. Und er fühlt sich auch weiterhin von so vielen unverstanden:

"Habe nun ach, Philosophie,
studiert, doch leider nicht die Kunst
dem Volk aufs Maul zu schauen,
so wie Sie.
Da steh ich nun, ich armes Schwein
und soll an allem schuld jetzt sein."

Derweil verkündet die CDU lauthals den Entwurf ihres neuen Grundsatzprogramms (16 Zeilen in Schüttelreimen, Rüge wegen Überziehung). Der Beifall ist enden wollend, die Antwort aus den Reihen der Hinterbänkler hämisch:

"Parteiprogramm!
War einmal Parteiprogramm.
War um einiges zu lang.
Parteiprogramm, es lag herum,
Leser fiel gelangweilt um.
Wähler/innen stundenlang,
schnarchten bei Parteiprogramm."

Vom Bundeskanzler wird gemunkelt, er arbeite sogar selber an einer entsprechenden Replik, habe aber bisher keinen passenden Reim auf Wumms gefunden.

Das letzte Wort hat der Abgeordnete Hubertus Hinterbank, der gerade sein Reimlexikon in seiner Aktentasche versenkt hat.

"Äh...
Ich leide an Versagensangst,
besonders, wenn ich dichte.
Die Angst, sie machte mir schon oft,
manch schönen Reim zu...zu...zuschanden."

Kenner wissen es natürlich, dieses Gedicht war mitnichten von Hubertus Hinterbank, es stammt von Robert Gernhardt. Woran man erkennt, dass sich ein Bundestag, auf den man sich einen Reim machen kann, nicht durchsetzen wird. Und die nächsten Reden waren ja auch schon wieder wie zuvor...